Die Dichterin Mascha Kaléko wird heute von Google mit einem Doodle geehrt

Die Leistung der Frau in der Kultur

(Auf eine Rundfrage)

Zu deutsch: „Die klägliche Leistung der Frau“.

Meine Herren, wir sind im Bilde.
Nun, Wagner hatte seine Cosima
Und Heine seine Mathilde.
Die Herren vom Fach haben allemal
Einen vorwiegend weiblichen Schatz.
Was uns Frauen fehlt, ist „Des Künstlers Frau“
Oder gleichwertiger Ersatz.

Mag sie auch keine Venus sein
Mit lieblichem Rosenmund,
So tippt sie die Manuskripte doch fein
Und kocht im Hintergrund.
Und gleicht sie auch nicht Rautendelein
Im wallenden Lockenhaar,
So macht sie doch täglich die Zimmer rein
Und kassiert das Honorar.

Wenn William Shakespeare fleißig schrieb
An seinen Königsdramen,
Ward er fast niemals heimgesucht
Vom „Bund Belesner Damen“.
Wenn Siegfried seine Lanze zog,
Don Carlos seinen Degen,
Erging nur selten an ihn der Ruf,
Den Säugling trockenzulegen.

Petrarcas Seele, weltentzückt,
Ging ans Sonette-Stutzen
Ganz unbeschwert von Pflichten, wie
Etwa Gemüseputzen.
Doch schlug es Mittag, kam auch er,
Um seinen Kohl zu essen,
Beziehungsweise das Äquivalent
In römischen Delikatessen.

Gern schriebe ich weiter
In dieser Manier,
Doch muß ich, wie stets, unterbrechen.
Mich ruft mein Gemahl.
Er wünscht, mit mir
Sein nächstes Konzert
Zu besprechen.

Wer war Mascha Kaléko?
Mascha Kaléko wurde am 7. Juni 1907 als Golda Malka Aufen in Österreich-Ungarn als Kind jüdischer Eltern geboren. Ihre Mutter war österreichisch-jüdisch und ihr Vater russisch-jüdisch. Das sollte natürlich im zweiten Weltkrieg eine sehr große Rolle spielen. Aber auch im ersten Weltkrieg sowie den folgenden Jahren zog sie mit ihrer Familie zwischen mehreren deutschen Städten, bis man endlich Ruhe fand und sich in Berlin niederließ.

Ab dem Jahr 1929, im Alter von 22 Jahren, entdeckte sie ihre lyrische Ader und begann mit der Veröffentlichung erster Werke.

1929 veröffentlichte Mascha Kaléko erste Kabarett-Gedichte (in der Zeitung Querschnitt), die im heiter-melancholischen Ton die Lebenswelt der kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegeln. Ab 1930 wirkte sie beim Rundfunk und im Künstlerkabarett (Küka) mit. Edmund Nick und Günter Neumann vertonten ihre Texte, vorgetragen wurden diese von Interpretinnen und Schauspielerinnen wie Rosa Valetti, Claire Waldoff oder Annemarie Hase.

1933 publizierte sie das Lyrische Stenogrammheft, über das der Philosoph Martin Heidegger 1959 an sie schrieb: „[…] Ihr ‚Stenogrammheft‘ sagt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben.“ Die reichsweite nationalsozialistische Bücherverbrennung im Mai 1933 betraf das erfolgreiche Werk nicht. Es war im Januar 1933 erschienen und die Nationalsozialisten wussten damals noch nicht, dass Mascha Kaléko Jüdin war. Das kleine Lesebuch für Große erschien 1934.

Charakteristisch für Mascha Kalékos Arbeit ist die Großstadtlyrik mit ironisch-zärtlichem, melancholischem Ton. Als einzige bekannte weibliche Dichterin der Neuen Sachlichkeit wurde sie häufig mit ihren männlichen Kollegen verglichen, so bezeichnete man sie als „weiblichen Ringelnatz“ oder nannte sie einen „weiblichen Kästner“. Ihre Gedichte wurden – als Chansons vertont – von Diseusen wie Hanne Wieder gesungen oder werden von Sängern wie Rainer Bielfeldt oder Rebekka Ziegler noch heute vorgetragen.

(Quelle:https://www.googlewatchblog.de/2020/09/mascha-kaleko-google-doodle/ 16.09.2020)

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