
Der Skandal um Boris Palmer hat für Aufsehen gesorgt. Er nutzte auf Facebook und auf einer Konferenz mehrfach das „N-Wort“ und wollte sich dann mit einem holocaustrelativierenden Vergleich verteidigen.
Mittlerweile ist er aus der Partei ausgetreten und hat eine persönliche Auszeit angekündigt.
Wir wollen die Situation nutzen und im Zusammenhang mit der Schwarzen Community auf einen wichtigen Beitrag verweisen – und zwar auf ein kürzlich veröffentlichtes Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung. Am 2. Mai wurde das Dossier „Schwarz in Deutschland“ vorgestellt, in dem thematisiert wird, wie sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Schwarze Menschen in Deutschland seit der Veröffentlichung des ersten Heimatkunde-Dossiers „Schwarze Community in Deutschland“ im Jahr 2006 verändert haben.
Das Dossier enthält Beiträge von Schwarzen Autor_innen, Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen, die sich mit der Geschichte, den Lebensrealitäten, Kämpfen und Zukunftsperspektiven der vielfältigen Schwarzen Community in Deutschland auseinandersetzen. Es wurde von Mehret Haile-Mariam kuratiert und von Djamilia Prange de Oliveira lektoriert.
Mitwirkende waren u. a.:
Katharina Oguntoye – Historikerin, Schriftstellerin, Aktivistin
Bafta Sarbo – Sozialwissenschaftlerin und Vorstandsmitglied Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
Zami Khalil – Klinischer Psychologe und Referent der politischen BildungsarbeitSaba Afeworki – Ökonomin, Aktivistin und Co-Initiatorin von „Stories of Color“
Zola Wiegand-M’Pembele & Phyllis Quartey – Initiative „N-Wort Stoppen“
Mehret Haile-Mariam – Kuratorin des Dossiers, Politikwissenschaftlerin, freie Redaktionsmitarbeiterin
Djamilia Prange de Oliveira – freie Journalistin, Historikerin und Lektorin des Dossiers
Moderation: Prof’in Dr. Maisha-Maureen Auma – Erziehungswissenschaftlerin und Geschlechterforscherin
Das Dossier ist besonders spannend, da bereits seit 400 Jahren Schwarze Menschen in Deutschland leben, in der öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Wahrnehmung jedoch weitgehend unsichtbar bleiben. Die Black Lives Matter Bewegung aus den USA führte auch in Deutschland kurzfristig zu einem Diskurs über die Lebensrealitäten der rund 1 Million Menschen afrikanischer Abstammung in Deutschland und über hier vorherrschenden strukturellen Rassismus. Darüber hinaus ist das Thema jedoch kaum präsent, was sich auch in einem fehlenden Bewusstsein für die deutsche Kolonialgeschichte zeigt.
Das Dossier greift hier ein aktuelles und noch zu wenig beleuchtets Thema auf und gibt Menschen einen Raum für ihre Stimme.
Veranstaltungstipp: Am Donnerstag, 11.05.2023 liest die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie im Literaturhaus in Stuttgart.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/palmer-migrationskonferenz-frankfurt-100.html
https://calendar.boell.de/de/event/schwarz-deutschland
https://heimatkunde.boell.de/de/schwarz-in-deutschland
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/boris-palmer-tuebingen-auszeit-100.html
https://www.literaturhaus-stuttgart.de/event/schreiben-waehrend-die-welt-geschieht-5665.html
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