Studentinnen besser schützen: Endlich passiert was an der Humbolt-Universität zu Berlin 

Respekt statt Gewalt

Studentinnen besser schützen: 
Endlich passiert was an der Humbolt-Universität zu Berlin 

Mitte Juli wurden durch einen offenen Brief anonymisierter Personen auf der Plattform „Indymedia“ Vorwürfe der sexuellen Belästigung eines Dozenten der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin bekannt. Er soll seine Machtposition seit mehr als 20 Jahren ausgenutzt und Personen verbal und körperlich sexuell belästigt haben.

Recherchen des Tagesspiegels bestätigten, dass seit mehr als 20 Jahren Vorwürfe gegen den Dozenten existieren. Diese waren der Universitätsleitung bereits im Jahr 2007 bekannt. Der Dozent wurde bereits damals abgemahnt, geändert hat sich aber für die jedes Jahr neuen Studentinnen nichts. 

Anfang diesen Jahres wurden der Universitätsleitung neue Vorwürfe gemeldet. Zu deren Aufarbeitung wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, an der sich auch die Studienvertretung beteiligte. Es wurde für weiblich gelesene Studentinnen und studentische Beschäftigte im Anschluss ein Sechs-Augen-Prinzip bei Sprechstunden des betreffenden Dozenten eingeführt. Die Sprechstunden sollten nur noch digital in Absprache mit der Frauenbeauftragten der betroffenen Fakultät stattfinden. Die Studienvertretung merkte allerdings an, dass das Sechs-Augen-Prinzip nicht ausreiche und auch nicht vollständig eingehalten würde. 

Die Fachschaft des betreffenden Bereichs führte in einer Stellungnahme aus, dass frühere Beschwerden auf den „unteren Ebenen“ der Universitätsverwaltung erfolglos geblieben seien und erst das aktuelle Präsidium die Beschwerden ernst genommen hätte. 

Inzwischen wurde der betreffende Dozent aufgrund verbaler sexueller Belästigung bis auf weiteres von der HU freigestellt und soll im kommenden Semester auch nicht unterrichten. In einer internen Mail der Universität versicherte die Universitätsleitung zudem, den Fall akkurat aufzuarbeiten und die strukturellen Hintergründe, die den Machtmissbrauch an der Universität möglich machten, zu untersuchen. Es sollen auch Voraussetzungen geschaffen werden, die Betroffenen in Zukunft ermöglichen ohne negative Konsequenzen die zuständigen Stellen aufsuchen zu können, um Fälle schneller aufklären und gegebenenfalls Fehlverhalten ahnden zu können. 

Der Fall an der HU Berlin bestätigt, dass das Einreichen von Beschwerden allein nicht genügt, um zu Konsequenzen zu ziehen und Rahmenbedingungen für ein sicheres Studium zu schaffen. Dringend müssen verlässliche Beschwerdewege und spürbare Sanktionen für Übergriffe geschaffen, aber auch bei Untätigkeit von Verantwortlichen in Hochschulleitungen, getroffen werden. Ohne rechtsstaatliche Rahmenbedingungen zu verletzen, sollten Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden und damit Studentinnen noch während ihres Studiums ‚sicher’ studieren können und nicht gezwungen werden, die Hochschule zu wechseln, da vor Ort nichts passiert.

Hinweise zur Prävention finden Sie auch unter: https://zieheinenschlussstrich.de/informationen/

 

Quellen: 

https://www.tagesspiegel.de/berlin/sprechstunden-nur-noch-unter-auflagen-berliner-unidozent-soll-studierende-sexuell-belastigt-haben-10209076.html

https://www.tagesspiegel.de/wissen/fachschaft-zu-vorwurfen-an-der-hu-berlin-man-sagte-uns-dass-man-nichts-machen-konne-10249519.html

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174982.sexuelle-belaestigung-dozent-an-der-hu-berlin-soll-sich-uebergriffig-verhalten-haben.html

https://www.spiegel.de/start/humboldt-universitaet-berlin-dozent-machte-jahrelang-sexuell-uebergriffige-bemerkungen-a-d57faead-a489-4513-a37b-337a5c4f937f

https://www.unauf.de/2023/die-tuer-ist-zu-vorwuerfe-sexueller-belaestigung-an-der-humboldt-universitaet/

 

Autorin:

Nadine Schuh

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