Lohnt es sich noch in der Wissenschaft zu bleiben?

Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat einen zweiten Referentenentwurf zur Verbesserung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes vorgelegt, der ebenfalls auf Kritik stößt. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Situation zu verbessern.

Derzeit arbeiten 92 Prozent der Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in befristeten Zeitverträgen, ohne eine sichere Perspektive auf eine dauerhafte Anstellung als Forscher*in zu haben.

Das derzeitige Wissenschaftszeitvertragsgesetz erlaubt es Nachwuchswissenschaftler*innen, inklusive ihrer Qualifizierungsstelle für die Promotion und ihrer Postdoc-Zeit, insgesamt zwölf Jahre lang befristet angestellt zu sein. Der neue Entwurf sieht vor, verbindliche Mindestlaufzeiten einzuführen, beispielsweise drei Jahre für den Erstvertrag vor der Promotion und zwei Jahre nach der Promotion. Die Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Qualifizierungsphase soll von sechs auf vier Jahre reduziert werden. Zudem soll nach spätestens vier Jahren entschieden werden, ob eine dauerhafte Beschäftigung in der Wissenschaft möglich ist.

Auch der neue Entwurf stieß auf Ablehnung. Kritiker*innen fordern mehr Sicherheit und Dauerstellen sowie kürzere Befristungen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert höheren Druck von Seiten der Bundesregierung auf die Länder, da Bildung und Universitätsbetrieb Ländersache sind. Promovierende benötigen oft mehr als drei Jahre für ihre Dissertation, daher würde eine garantierte Laufzeit von lediglich drei Jahren viele Nachwuchsforschende benachteiligen.

Der neue Entwurf wird voraussichtlich zu weiteren Diskussionen und einem Gesetzgebungsverfahren führen, bei dem die Länder und Interessenvertreter*innen angehört werden. Die Zukunft der Wissenschaft in Deutschland steht dabei im Fokus, um die prekäre Situation vieler Nachwuchswissenschaftler*innen zu verbessern. Die Bewegung #IchbinHanna (Artikel aus dem Jahr 2021) hat bereits 2021 auf die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft aufmerksam gemacht und die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen verstärkt.

In der bundesweiten #AktionswocheWissenschaft vom 12.-16.06.2023 haben sich neben der GEW, dem Bund demokratischer Wissenschaftler*innen (BdWi), dem freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs), dem Netzwerk von Promovierendennetzwerken N², dem Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss), dem Verein respect science e. V. und weitere Einrichtungen zusammengeschlossen und in vielen Aktionen über die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft aufgeklärt und wirksame Reformen gefordert.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Reform des WissZeitVG auswirkt und, ob es zu einer spür- oder gar messbaren Verbesserung für Nachwissenschaftler*innen kommen wird.

 

Quellen (zuletzt überprüft am 27.07.2023):

 

Autorin:

Corinna Hardtke

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert