Gewalt gegen Frauen: Nicht nur am Aktionstag ein Thema

Dieser Tage postete die Anwältin für Familienrecht Asha Hedayati in ihrer Instagram-Story, dass sie im Vorfeld des Aktionstages gegen Gewalt an Frauen am 25. November so oft als Expertin angefragt wurde, dass sie Anfragen an Kolleginnen weiterleitete- aber nicht einmal das reichte aus. Und sie schreibt, wie sehr sie das ärgert: Dass das Thema Gewalt gegen Frauen offensichtlich sehr viele nur an diesem Tag auf dem Schirm haben. Den Rest des Jahres aber nicht. Zur Erinnerung: Fast jeden Tag versucht in Deutschland ein (Ex-)Partner, eine Frau zu töten. Alle drei Tage überlebt eine Frau dies nicht.

Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig, sie findet – entgegen weit verbreiteter Vorurteile – in allen Gesellschaftsschichten statt und hat unterschiedlichste Formen: körperlich, sexualisiert, psychisch. Nicht zuletzt eine extrem wirkmächtige Form, aber kaum benannt, ist die wirtschaftliche Gewalt. Asha Hedayati erklärt dies so: Unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem bauen auf der unbezahlten Care-Arbeit von Frauen auf und darauf, dass diese im schlecht bezahlten Care-Sektor arbeiten. Frauen arbeiten öfter prekär, in Teilzeit, im Niedriglohnsektor. Wie, so fragt Hedayati, sollen diese Frauen die Ressourcen und die Kraft haben, sich aus gewaltvollen Beziehungen zu befreien?

Versuchen sie es doch, so sind sie in Deutschland als Alleinerziehende extrem armutsgefährdet, ebenso ihre Kinder. Justiz und Polizei sind in Deutschland noch nicht alle geschult, um frauenfeindliche Strukturen zu erkennen, so dass auch hier das Risiko für Frauen, die sich trennen wollen, enorm sein kann. Hedayati sagt sehr deutlich, dass das System den Frauen am Ende oft nur die Wahl lässt, „sich entweder für die Gewaltbeziehung oder für die Armut zu entscheiden“.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, dass unsere Gesellschaft diese Machtverhältnisse in den Blick nimmt. Schauen Sie sich um- es gibt einige Initiativen, die sich hier engagieren; nicht nur an diesem Tag im Jahr.

Quellen:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/wie-frauen-unterdruckt-werden-freie-wahl-zwischen-armut-und-misshandlung-10437007.html (zuletzt abgerufen am 23.11.2023)

Autorin:

Dr. Emily Overbeck

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert