„Warum gehen manche Leute nicht neben dem Studium arbeiten?“ – Das tun sie doch.

Studierende Job

Am 28.10.2023 erschien ein vieldiskutiertes Interview mit der FDP-Bildungspolitikerin Ria Schröder im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Es trägt den Titel „Warum gehen manche Leute nicht neben dem Studium arbeiten?“, was auch ihre grundlegende Forderung ist. Bafög reiche ihrer Meinung nach aus, und wenn nicht, dann sollten die Studierenden nebenbei arbeiten, notfalls eben die kompletten Semesterferien und ähnlich wie sie damals: sparsam leben.

Auf Kritik stößt das Interview, da Frau Schröder wichtige Fakten nicht zu kennen scheint. Ihre Frage im Interviewtitel verkennt bereits, dass rund 63% der Studierenden während der Vorlesungszeit erwerbstätig sind und rund ein Drittel der Studierenden armutsgefährdet ist (s. 22. Sozialerhebung des BMBF). Zudem gilt für Studierende, wenn sie auch nur ein bisschen Bafög empfangen, eine monetäre Begrenzung auf die eines Minijobs. Darüber hinaus sind viele Hiwi-Jobs, die tatsächlich etwas mit dem Studium zu tun haben, schlecht bezahlt und entsprechen etwa lediglich dem Mindestlohn. Dazu kommen die stark angestiegenen Lebenshaltungskosten, darunter die hohen Mieten in Großstädten. Diese korrelieren häufig mit den besseren Hochschulen, an die man laut Frau Schröder nicht gehen müsse, wenn man es sich nicht leisten könne. Es bestehen auch viele externe Hürden Bafög zu empfangen, denn sie erfordern u.a. viele Auskünfte über die Finanzen der Eltern, an die man nicht immer kommt. Darüber hinaus herrscht Unzuverlässigkeit bei den Zahlungen durch lange Bearbeitungszeiten oder fehlerhafte Bearbeitungen. Nebenbei erhalten nur rund 11% der Studierenden Bafög.

Das Interview von Frau Schröder wurde zudem kritisiert, da sie über ihre eigenen Erfahrungen der Finanzierung ihres Studiums berichtete und ihre Erfahrung auf alle schloss. Sie habe auch Bafög bekommen, nebenbei gearbeitet, einen Studienkredit und etwas Geld ihrer Eltern erhalten. Im Unterschied zu vielen, besuchte sie erst eine Privatschule und ab dem Jahr 2010 eine private Hochschule, die damals über 1000€ monatlich kostete und sich dadurch in ihren internen wie externen Angeboten von staatlichen Hochschulen deutlich abhebt. Ihre Vorstellungen zeichnen sich daher durch eine große realitätsferne aus. Nicht nur, dass die Lebenshaltungskosten seit 2010 stark angestiegen sind, auch die Zinsen von Studienkrediten steigen infolge der Inflation stark an. Bspw. stieg der Zinssatz des KfW-Kredit auf 9,01%, im Vergleich lag dieser 2021 noch bei 3,76%. Zusammenfassend lassen sich finanzielle Probleme der Studierenden, nicht nur durch mehr Arbeit lösen. Durch diese wird ihnen zusätzlich die Chance auf ein Studium in Regelstudienzeit verwehrt, und sie stehen entgegen derer mit besseren finanziellen Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt schlechter da.

 

Quellen:

 
 
 
 

Autorin:

Nadine Schuh

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